Am Vorabend des Internationalen Frauen*tags war ich zu Gast im Literaturhaus. Dort durfte ich zwei eigene Texte vorlesen, unter anderem diesen:
Mein Feminismus
Ich bin eine Frau.
Ich bin Schwarz.
Ich bin eine Schwarze Frau.
Verlangt von mir nicht, dass ich mich für eins von beidem entscheide.
Das kann ich nicht und das will ich nicht.
Das kann ich nicht, weil es keine Situation gibt, in der ich Erfahrungen mache, die sich nur auf mein Schwarzsein beziehen.
Das kann ich nicht, weil es keine Situation gibt, in der ich Erfahrungen mache, die sich nur auf mein Frausein beziehen.
Sie sehen mich als Schwarze Frau und sie, die nicht wollen, dass ich Teil dieser Gesellschaft bin, verknüpfen in diesen Momenten beides: Sexismus – Rassismus.
Und ich bin nicht allein mit dieser Erfahrung.
Ich bin nicht allein mit dieser Erkenntnis.
Autor*innen wie May Ayim, bin ich für die wahnsinnig klugen, reflektierten und kritischen Gedanken über anhaltenden Rassismus in den 80er Jahren in Deutschland unendlich dankbar. Denn: Nichts ist – für mich – schlimmer als ein diffuses Gefühl über die eigene Existenz innerhalb einer Gesellschaft.
Die Auseinandersetzung mit Autor*innen wie May Ayim, Kimberlé Crenshaw, Gloria I. Joseph und weiteren Schwarzen Feministinnen haben mein Bewusstsein für mehrfache Diskriminierungsmomente geschaffen.
Zu merken, dass man nicht nur Frau ist, nicht nur Schwarz, sondern Schwarz und eine Frau in einer weißen Mehrheitsgesellschaft ist, kann – da muss ich ganz ehrlich sein – auch extrem beklemmend, traurig und wütend machen.
Weil es so wie mit allen Strukturen ist – man muss sie erkennen und verstehen, um sein diffuses Gefühl benennen zu können.
Und das kann ich jetzt.
Diese Erkenntnis hat mich sensibilisiert für einen feministischen Kampf, der alle Frauen umfasst. Der alle Frauen selbst sprechen lässt.
Und deshalb ist meine Antwort auf die Frage, ob durch das Mitdenken der unterschiedlichen Diskriminierungen auf Grund von Behinderung – Herkunft – Hautfarbe – Religion – Trans – das Frauenpolitische etwas nach hinten rückt immer: Nein – weil wir morgens nicht aufwachen und uns für eins von beidem entscheiden.
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