Landtagswahlkampf : Grüne stemmen sich gegen Bundestrend
Dieser Beitrag ist am 5. Mai 2017 im Holsteinischen Courier erschienen. Um zum Original zu gelangen klicken Sie hier.
Grünen-Chef Cem Özdemir unterstützte Neumünsters Direktkandidatin Aminata Touré im Straßenwahlkampf.
Neumünster | „Hallo, ich bin Cem Özdemir. Darf ich Ihnen Informationen von den Grünen mitgeben?“ – Im Endspurt des Landtagswahlkampfs erfuhr Neumünsters Grünen-Direktkandidatin Aminata Touré gestern Unterstützung durch ihren Bundesvorsitzenden.
Der war aus Hamburg kommend in einem Kleinwagen vorgefahren und warb beim Gang über Kuhberg, Großflecken und Lütjenstraße für das Kreuz bei den Grünen. „Die Stimmung ist besser als die Umfrage. In Schleswig-Holstein ist das Schöne, dass beides gut ist“, sagte Özdemir und nannte die Reaktionen in Neumünster „sehr freundlich“.
Cem Özdemir sei der „beliebteste Oppositionspolitiker in Berlin. Diese Unterstützung hilft uns schon“, sagte Aminata Touré, die den Grünen-Chef als Mitarbeiterin der Bundestagsabgeordneten Luise Amtsberg kennengelernt hatte und zur Wahlkampfunterstützung eingeladen hatte.
Anders als in Berlin sind die Grünen in Kiel in der Regierungsverantwortung – und wollen das auch bleiben. Özdemir: „Monika Heinold und Robert Habeck haben es verdient, die Küstenkoalition fortzusetzen.“ Hans Heinrich Voigt, Ratsherr und Vorstandssprecher der Grünen in Neumünster, geht sogar einen Schritt weiter: „Wir wollen auf jeden Fall in der Regierung bleiben. Wenn es nicht anders geht, auch in anderer Konstellation.“
Schleswig-Holstein werde sich vom Bundestrend absetzen. Voigt: „Wir kriegen mehr Stimmen.“ Aminata Touré setzt auf die jungen Wähler, die erstmals schon mit 16 Jahren bei der Landtagswahl abstimmen dürfen. „Die sind politisch und haben Lust auf grüne Themen“, so Aminata Touré.
Nach dem Wahlkampf auf der Straße ging es in das Parteibüro der Grünen am Fürsthof zum Austausch mit dem Beauftragten für Flüchtlings-, Asyl-, und Zuwanderungsfragen, Stefan Schmidt, und dessen Stellvertreter Torsten Döhring. Schmidt sieht die Aufnahme von Flüchtlingen als große humanitäre Verpflichtung eines der reichsten Länder der Welt. Gleichzeitig kritisierte er Tendenzen, eine neue Debatte über die sogenannte „Leitkultur“ loszutreten, um die Gesellschaft in „Wir und Ihr“ zu teilen.
Bei Cem Özdemir lief er damit offene Türen ein. „Wenn hier in Neumünster Aminata und Cem Wahlwerbezettel verteilen, sagt das viel über Leitkultur. Um seine Heimat zu lieben, muss man nicht Lothar heißen“, sagte Cem Özdemir mit einem deutlichen Seitenhieb auf Bundesinnenminister Thomas de Maizière.
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