Im vergangenen Monat besuchte Aminata vier Erstaufnahmeeinrichtungen in Schleswig-Holstein, um sowohl einen Einblick in Strukturen und Abläufe zu bekommen als auch in persönlichen Gesprächen mit den Bewohner*innen deren individuellen Eindrücke und Bedürfnisse zu erfahren.
Angefangen mit dem Ankunftszentrum in Glückstadt, in dem circa 250 Personen untergebracht sind. Vor Ort eine engagierte Einrichtungsleitung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), die bemüht ist, den Gästen der Einrichtung ein vielfältiges Freizeit- und Beratungsangebot zu schaffen. Die größte Schwierigkeit des Ankunftszentrums betrifft die Räumlichkeiten: Einerseits sind zahlreiche renovierte Gebäude vorhanden, andererseits dürfen jedoch nur zwei Gebäude genutzt werden, sodass u.a. Räumlichkeiten für Einzelberatungen fehlen.
Der nächste Besuch fand in Boostedt statt. Die Einrichtung umfasst eine Erstaufnahmeeinrichtung und seit Januar diesen Jahres auch die Landesunterkunft für Ausreisepflichtige (Luka). Aus diesem Grund lag der Fokus des Besuches insbesondere auf Gesprächen zum Thema Rückführmanagement und freiwillige Ausreise. Ein gravierendes Problem in diesem Bereich stellt die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in den Heimatländern dar. So gibt es zwar viele Projekte und Förderprogramme, doch sind diese in der Realität kaum umsetzbar. Viele Rückkehrer*innen finden sich nach ihrer Ausreise in der Lebensrealität zurück, vor der sie geflohen sind. Ein weiteres Problem liegt in der geringen medialen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für Rückkehrerinnen, insbesondere für Frauen aus Afghanistan. Mehr Hilfe für die Unterstützung von Frauen ist dringend notwendig.
Im Anschluss an das Gespräch mit Mitarbeiter*innen des DRK sowie des Landesamtes für Ausländerangelegenheiten (LfA) folgte ein Rundgang über das Gelände mit einem abschließenden Gespräch mit Bewohnerinnen des Frauenhauses. So erhielt Aminata über die Perspektive der Betreuer*innen hinaus auch einen Einblick in die Sorgen, Probleme und Hoffnungen der Bewohnerinnen der Aufnahmeeinrichtung in Boostedt.
Der dritte Termin fand in Neumünster beim Leiter des LfAs statt. Dort sprach sie außerdem mit Vertreter*innen des DRK sowie einer auf dem Gelände im Ärztlichen Dienst tätigen Ärztin. Mit Unterstützung von Dolmetscher*innen werden dort täglich zahlreiche Asylsuchende behandelt. Insbesondere die Behandlung von Patient*innen mit psychosomatischen Erkrankungen ist eine enorme Herausforderung. Diese steigen merklich, wenn eine drohende Abschiebung naht. Im Freizeitraum der alleinreisenden Frauen sind viele zum Teil gemeinsam mit ihren Kindern zum Gespräch vorbeikommen. Sie berichteten von sehr langen Aufenthalten in der Einrichtung. Oft sind sie darüber im Unklaren, wie und wann eine Veränderung ihrer Situation eintreten wird. Dies ist für viele sehr schwer zu ertragen. Ein eigenständiges, selbstorganisiertes Leben führen zu können, ist das zentrale Ziel der Frauen in Neumünster.
Der letzte Besuch fand in der Betreuungseinrichtung in Rendsburg statt. Wie bereits in Boostedt und Neumünster ging es zunächst um ein Gespräch mit Vertreter*innen des LfA und des DRK. Aminata schaute sich im Anschluss an das Gespräch das Gelände an, auch die zurzeit aufgrund der geringen Belegung leer stehenden Container. Sehr aufschlussreich war erneut das Gespräch mit Bewohner*innen der Einrichtung, diesmal zu Gast bei einer Familie aus dem Iran. Offen berichteten die Eltern von ihren Erfahrungen, bedankten sich für den Schutz und die Sicherheit in Deutschland aber machten auch deutlich, wie sehr sie darunter litten, keine Auskunft über den Stand ihrer Verfahrens zu erhalten und vor allen, nicht arbeiten zu können. Einmal mehr wurde deutlich, dass das Potential von gutausgebildeten Asylsuchenden unbedingt besser genutzt werden muss.
Die Besuche in den Unterkünften haben vor allem eines noch einmal deutlich gemacht: Die lange Verweildauer in den Erstaufnahmeeinrichtungen sind für die Betroffenen eine Belastungsprobe. Schnelle Umverteilung in die Kreise, Beschulung in Regelschulen für die Kinder und in Arbeit zu gelangen – also, ein selbstbestimmtes Leben – muss schnell organisiert werden.
Diesen Anspruch haben wir im Koalitionsvertrag formuliert. Wir Grüne werden uns dafür einsetzen, dass dies in dieser Legislatur auch in die Realität umgesetzt wird.
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