Bei NDR Kultur über den Aktionsplan gegen Rassismus
Ich wurde in der Sendung „Journal“ von NDR Kultur zum Thema Rassismus und zum Landesaktionsplan gegen Rassismus interviewt. Hier könnt ihr euch das Interview anhören und durchlesen.
Ein Ausschnitt:
„In der breiten Gesellschaft gibt es verhärtete Fronten, und in den Diskussionen habe ich oft den Eindruck, dass da nicht unbedingt ein Aufeinanderzugehen stattfindet, sondern ein Voneinanderwegschreiten. Wie nehmen Sie die öffentliche Debatte über Rassismus wahr?
Touré: Ich glaube, es gibt ein Sowohl-als-auch. Im Mai letzten Jahres hatte ich das Gefühl, dass viele Menschen bereit waren zuzuhören, was rassistische Erfahrungen in diesem Land angeht. Bei gesellschaftlichem Fortschritt ist es normal, dass es auch einen Wiederhall gibt. Das erlebt man ein Stück weit dieses Jahr, dass viele Leute sagen, dass das alles nur Identitätspolitik sei.
Aber es gibt trotzdem viele Menschen, die durchaus die Notwendigkeit dieser Debatte sehen. Im Kern geht es darum, dass wir als Gesellschaft zusammenkommen und unsere Unterschiede keine Nachteile bedeuten. Ich glaube, dass es eine Mehrheit gibt, die bereit ist, an diesem Ziel zu arbeiten. Das ist eine Erfahrung, die ich und auch viele andere machen. Die schwarze US-amerikanische Feministin Gloria I. Joseph hat gesagt: „Es ist wie bei ganz vielen Bewegungen – einige werden die bittere Pille einfach schlucken müssen, dass Veränderungen stattfinden.“ Ich persönlich habe bei allem gesellschaftlichen Fortschritt gar nicht den Anspruch, dass alle „Juhu“ schreien. Das hat es bei feministischen Bewegungen auch nicht gegeben. So ist das bei allen Debatten, die Bürgerinnenrechte tangieren, und so verstehe ich auch die Politik um Antirassismus: Es ist eine Politik, die Bürgerinnenrechte umfasst. Und Identitätspolitik wird zunehmend als sehr pejorativ wahrgenommen.“