Zu der heute (11. März 2021) im Bildungsausschuss durchgeführten mündlichen Anhörung zur Großen Anfrage des SSW sagt die antirassismuspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Aminata Touré:
Ich bin dem SSW für die Große Anfrage zur Aufarbeitung des Kolonialismus wirklich sehr dankbar. Die schon lange in der Zivilgesellschaft geführte Debatte erhält damit auch endlich eine parlamentarische Würdigung. Daran wollen wir unbedingt anknüpfen und politische Konzepte entwickeln, die das Thema Aufarbeitung des Kolonialismus auch für Schleswig-Holstein voranzubringen. Im Rahmen der schriftlichen und mündlichen Anhörung sind viele gute Inputs vorgelegt worden, wie die Aufarbeitung des Kolonialismus weiterbearbeitet werden kann. Provenienzforschung voranbringen, Rückgaben proaktiv auf den Weg bringen, Straßennamen umbenennen und Denkmäler kritisch in Frage stellen, Lehre und Forschung stärken und die Zivilgesellschaft besser vernetzen und unterstützen. Nur so können wir die die Geschichte des schleswig-holsteinischen und deutschen Kolonialismus präsenter machen. Dadurch kann die Bedeutung von Kolonialismus für unsere heutige Gesellschaft aufgezeigt werden.
Schleswig-Holstein braucht ein Erinnerungskonzept Kolonialismus, welches konkrete Schritte aufzeigt, wie Kolonialismus nicht nur sichtbar gemacht wird und kritisch kommentiert werden kann, sondern wie er auf unseren Straßen und in unseren Museen auch überwunden wird.
Antikolonialer Diskurs, Erinnerungsorte und -konzepte sind eine Aufgabe für unsere Gesellschaft, die dringend notwendig ist, auch um die Debatten im Kampf gegen Rassismus weiter voran zu bringen.
Es darf nicht passieren, dass die Debatte um Erinnerungskultur und Aufarbeitung aus einer ausschließlich weißen und europäischen Perspektive geführt wird. Schwarze und migrantische Communities müssen in diese Prozesse einbezogen werden. Genauso wie die Herkunftsländer.